Über Meister …

fürh übt sich wer ein Meister werden möchte

Das Wort “Meister” hat seinen Ursprung im Lateinischen “magister” und bedeutet unter anderem “Lehrer, Vorsteher, Meister”.

Den Begriff “Meister/in” verstehen wir heute im Westen als Titel. Ein Mensch hat eine vorgeschriebene Ausbildung in einem bestimmten Zeitraum abgeschlossen und dafür ein Diplom, Zeugnis oder einen “Meister”-Brief bekommen. Der Sinn liegt darin, den Laien auf einfache Weise verständlich zu machen, dass der Absolvent über genügend Wissen auf dem entsprechenden Gebiet verfügt.
Das Zertifikat dient dem Laien als Anhaltspunkt für des Meisters Können.

Die Einführung dieser Titel ist schon sehr lange her. Wie so vieles hat sich diese Ansicht mit der Zeit in unser allgemeines Verständnis unhinterfragt integriert. Manchmal sogar pervertiert.
Speziell in den Kampfkünsten.

Für viele Laien reicht schon das bloße Vorhandensein irgendeines Zertifikats in fremder asiatischer Schrift aus, um hinter dem Besitzer einen Meister zu vermuten.
Das Thema der Kampfkünste und Kampfsportarten ist weit verbreitet und durch die Massenmedien derart beeinflusst, dass der wahre Kern des Meisters nicht mehr verstanden wird. Vielmehr herrscht die romantische Vorstellung eines alten Mannes mit weißem Bart vor, der in irgendeiner höhlenähnlichen Unterbringung haust und dort der Entdeckung harrt. Ein wenig verschroben und sonderlich öffnet er sein Wissen nur denjenigen, die es wert sind. Die Entscheidung darüber, ob jemand wert sei obliegt unhinterfragt dem Meister. Logischerweise.

Dieses Rollenverständnis des Laien ist sehr weit verbreitet. Nicht nur in den Kampfkünsten. Die weltweite Wirtschaftskrise 2008 ist unter anderem ein Aspekt dieses “Nichthinterfragens”.
Viele Menschen haben sich das Verständnis der komplexen Zusammenhänge der Finanzwirtschaft nicht zugetraut und sind daher in Scharen Menschen mit Diplomen, Lebensläufen und hohen Positionen hinterhergelaufen, um all ihr Hab und Gut in deren Hände zu legen.
Unhinterfragt.
Bernard L. Madoff ist nur das prominenteste Beispiel was danach passieren kann. Mittlerweile gibt es in jedem Land auf diesem Globus Milliardenbetrüger.
Dass es gar keine klaren Zusammenhänge an den Börsen der Welt gibt und niemand so recht die Struktur des Finanzmarktes versteht, ist eine der guten Nachrichten nach dieser Krise. Es sollte uns fragen lassen, woher wir dachten, dass es einige doch konnten?

Ein Mensch kann nicht alles wissen, verstehen und können.
Es braucht auch heute Meister und Könner auf verschiedensten Gebieten.

Nur, woher wissen Sie, wer ein Meister/in ist?
Das ist eine der wesentlichen Fragen, die uns heute interessieren sollte.
Es ist nicht abzustreiten. Hinterfragen kostet Energie und Zeit. Viele Menschen wollen diese nicht aufbringen. Andere Dinge seien wichtig. Hand aufs Herz.

Was kann wichtiger sein als ihre Gesundheit, ihre finanzielle Zukunft und ihre persönliche Entfaltung?

Dabei sollte Sie ein Meister unterstützen. Im Finden ihrer eigenen persönlichen Möglichkeiten.
Individualität wird durch einen Meister gefördert und nicht unterdrückt.
In jedem Bereich, ob dies nun Gesundheit, Freiheit oder Wohlbefinden ist.
Der Haken dabei ist nur, Sie müssen es selbst tun.
Wie im ursprünglichen Sinn des Wortes ist der Meister dabei ihr Lehrer.
Sie sind der Akteur.

Aber woher wissen Sie nun, ob Sie einem Meister gegenüber stehen?

In Japan wird zwischen Meister (“Shihan”) und Lehrer (“Sensei”) unterschieden.
Das sagt schon einiges aus.
Zuerst muss man Lehrer/in sein, um danach Meister/in zu werden.
“Sensei” hört man sehr oft, wenn man mit Japanern zu tun hat. Jeder kann ein Sensei sein. Ob dies nun ein Sushi-Koch, ein Bauer oder ein Zahnarzt ist. Sind ihre Produkte gut, ist die Behandlung sinnvoll und führt zum Ziel, dann werden diese Menschen als Sensei bezeichnet.
Das unterscheidet die Japaner von uns. Sie bezeichnen Menschen gemäß ihres eigenen Wohlbefindens als Lehrer!

Daraus folgt, dass jeder Mensch für einen anderen ein Lehrer sein kann. Auch ohne Diplom.
In den Kampfkünsten ist es genauso. Zuerst ist man Schüler/in, dann Assistent/in (nur wenn man will) danach Lehrer/in und zum Schluss kann man Meister/in werden.
Sofort fällt der Zeitfaktor auf. Bis zum Meister in der Regel um die 30 Jahre.
Meister in traditionellen Kampfkünsten zu werden ist unmöglich ohne vorher lange Zeit Lehrer gewesen zu sein.
Das Prinzip des “SHU-HA-RI” ist grundlegend für das Verständnis in den traditionellen Kampfkünsten.

Vereinfacht ausgesprochen meint dies:
“SHU” – “Zuhören”
“HA” – “Ausprobieren”
“RI” – “Weitergehen”

Als Schüler hören Sie zu. Lernen. Als Lehrer probieren Sie das Erlernte aus. Im Unterricht.
Als Meister finden Sie ihren eigenen Weg. Sie erlangen Freiheit im Handeln.

Shunryu Suzuki, einer der letzten großen ZEN Meister (das “SHUHARI” kommt aus dem ZEN), spricht in diesem Zusammenhang vom “Anfängergeist”.
Sie alle kennen dieses phantastische Gefühl, beim Lernen einer großen Sache auf der Spur zu sein. Sie denken unentwegt daran, ihr Körper strotzt vor Energie, Sie können es kaum erwarten, wieder lernen und weitergehen zu dürfen. Sich diesen Geist zu behalten, erachtet Suzuki als grundlegende Voraussetzung zum Finden der Erleuchtung (was das ZEN betrifft).

Da trifft gut das “HA” – das Ausprobieren.
Ausprobieren ist die erste Stufe der Umsetzung des Gelernten.
Dabei sollte jede/r mit demselben Elan herangehen, wie bei der ersten Stunde.
Die Methoden der Umsetzung folgen zu Beginn sehr oft denen ihres eigenen Lehrers. Sie machen Erfahrung auf dem Gebiet der Weitergabe von Wissen. Sie werden mit verschiedensten Charakteren konfrontiert.
Alle wollen lernen, auf unterschiedliche Art und Weise. Im “HA” versuchen Sie dies umzusetzen.
Individualismus ist der Schlüssel zur Meisterschaft. Jeder Mensch macht sein eigenes Bujutsu. Gemäß seiner Fähigkeiten. Der Lehrer merkt dies und passt seinen Unterricht daran an. Es gibt im Unterricht, wie im Leben, keine fixen Regeln, wonach alles abzulaufen hat. Es geht um Individualität.
Sie lernen also immer auch für ihr eigenes Leben und nicht nur die Kampfkunst.

Dabei das Feuer im Herzen zu behalten, ist nicht sehr leicht.

Aber DAS können Sie als Laie sofort einschätzen.

Stehen Sie vor jemanden, der sich selbst produziert, oder wird ihnen die Flamme der Tradition weitergegeben?

Auszeichnungen sind einem wahren Meister egal. Er ist “weitergegangen”.

Und zu guter Letzt der wichtigste Teil von allem.

Meister arbeiten ständig weiter an sich. Soke Nakamura unterrichtet auch heute noch. Mit beinahe 80 Jahren, dreimal die Woche. Er unterrichtet nun schon mehr als 60 Jahre. Shihan Toyoshima unterrichtet sechsmal die Woche seit mehr als 30 Jahren. Shihan Morita unterrichtet viermal die Woche seit mehr als 30 Jahren. Und viele andere mehr. 

Sie arbeiten, sie lehren, Sie tun.

Egal welche Ränge, welche Titel und welche Diplome sie haben.
Ich habe einmal von einem so genannten “Meister” im Westen gehört, “Trainieren braucht nur der, der es notwendig hat. Ich kann alles, ich habe alles verstanden, ich brauche das nicht mehr üben”. Abgesehen davon, dass dieser köperlich auch genauso aussieht bedarf dies keines weiteren Kommentars.

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