Oh Du mein Wien

Wien im Winter der Versuch von Schönheit

Weihnachten naht und meine Frau und ich haben geladen.
Wie jedes Jahr.Wir lieben es an heilig Abend viel und vieler aufzutischen, Gäste zu bewirten und den Kindern beim Spielen und Freuen zuzusehen.

Wie immer stellt sich die Frage, was denn heuer kredenzt würde, da wir innerfamiliär die Speisenfolge abstimmen.
Gesagt getan heuer erlegen wir die Weihnachtsgans, die es nicht mehr auf den Flieger schafft.
Nun gut, aber was fehlt uns dazu? Nein, nicht die Gans, sondern das Backblech auf welcher sich die Selbige in die Sonne legen soll.
Und ehrlich, ich dachte nicht, dass ein Backblech so schwer zu finden sei.

Ein Anruf bei Muttern erinnerte mich daran, dass wir ganz in unserer Nähe noch so einen alten, versifften, antiquarischen Laden haben.
Darin arbeitet ein Postsiebziger mit Tattoos auf jeder freien Stelle des Körpers, mit Tellern in den Ohren (das können keine Ohrringe mehr sein).
Sein Chef ein Postfünfziger, ganz anders, eben graumeliert, ein bisschen „ausgfressn“ wie ma in Wien sagt.
Warum der Alte den Jüngeren angestellt hat erschließt sich einem erst nach dringender Notwendigkeit.
Schon zweimal war dieses Geschäft unsere Last-line-of-defense, also versuchte ich gestern mein Glück.
Und gesagt getan, nachdem der Alte sein braunes, vergilbtes Büchlein zur Hand genommen hatte, bekam ich die Meldung besagte Backbleche heute abholen zu können.
Welch Freude.

So da komme ich eben zu besagtem Zeitpunkt heute ins Geschäft und möchte mir meine Backbleche holen.
Und diesen Trialog möchte ich ihnen nicht vorenthalten.
Für unsere nördlichen Nachbarn von denen wir uns nicht nur in der Sprache unterscheiden, sei dies vielleicht eine soziologische Analyse des sprachlichen, aber mit Sicherheit des humoristischen Unterschieds zwischen uns.

Chef: Grüss Sie, na do hommas jo. Frisch geliefert. Alles fein.
Ich: Sehr guat Sie homma des lebn grettet.
Der Jüngere, wir nennen ihn Tattoo, damit sich jeder auskennt, betritt den Laden.
Tattoo: Mahlzeit (es ist 10:00 Uhr vormittags)
Chef: jessas bist scho do, des hät i ma net docht.
Tattoo: Jo i bin eben a superhöhd. i hobs ihna no net gsogt chef, oba in woaheit bin i a supahöd.
Ich: Na se supahöhd homs gestan net aufgessn, bei dem schnee dea do draußn is?
Chef: oba de kinda hots gfreit, de hom scho gspüht.
Tattoo: Da schnee do draußn? des is maximal a urinprobe.
Ich zahle und nehme meine Backbleche.
Chef reicht mit die Hand: Schehne weihnochtn.
Ich reiche zurück: ebenfois schene weihnochtn. möge die Gans gelingen.
Tattoo: ob jetztn konns nua meha on da Obschlusskompetenz liegn.

Was soll man da noch hinzufügen. 🙂

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