BUKI KATA SHIAI
„KATA“ hat in der japanischen Sprache mehrere Bedeutungen. Falls Sie schon mit Karate in Berührung gekommen sind, dann ist Ihnen der Begriff als „festgelegter Ablauf“ bekannt.
In der Takeda Ryu gibt es einen eigenen „KATA“ – Wettkampf, den Sie hier sehen können.
Im Gegensatz zu anderen Kampfsportarten benötigt, die „KATA“ in unserer Schule einen Partner.
Ein fix einstudierter Ablauf an Bewegungsabfolgen soll den Schiedsrichtern zeigen, wie tief jemand in die Materie der Takeda Ryu eingedrungen ist.
Es gilt Technik mit Gegentechnik zu kombinieren, bis einer der Angreifer die Oberhand gewinnt.
Dieses spaßhafte Training von Abläufen ist eine gute Vorbereitung auf den freien Kampf. Wir lernen hier wieder das, wie ich es nenne, „Gewohnheitsprinzip“ kennen.
Bewegungen werden so oft und so lange im Spaß und ohne großen Aufwand geübt, bis nicht mehr darüber nachgedacht werden muss. Damit sind diese Abläufe im Körper verhaftet. Auch ich wurde bei diversen Kämpfen von meinem Körper überrascht, als dieser plötzlich eine Technik verhinderte und mir einen Vorteil verschaffte.
Sie sehen hier eine breite Variation an „KATA“s, mit und ohne Waffen, vom letzten großen Turnier in Japan 2016.
Lehnen Sie sich zurück und genießen Sie den Einfallsreichtum unserer Schule. Bei meinen Teilnahmen an den Turnieren in Japan merkte ich , daß diese „KATA“ – Wettkämpfe immer mit großer Spannung erwartet wurden und sich sehr großer Beliebtheit erfreuen.
Sie werden sehen warum. Viel Spaß.
TORI WAZA RANDORI
In dieser Art des Wettkampfes sind die Personen festgelegt. Ein Schüler attackiert, der andere verteidigt sich. Kein Angriff darf sich zweimal hintereinander gleichen. Keine Technik darf doppelt gemacht werden.
Die Schiedsrichter beurteilen die Korrektheit der Techniken, des Fallens aber auch des Angriffes.
In 30 Sekunden müssen mindestens 8 Techniken gezeigt werden.
Danach werden die Rollen gewechselt.
Genouske Tanaka san, der heurige Gewinner, ist wie Kikuchi san, seit Kindestagen bei meinem Meister im Dojo. Früher nannte wir sie die „Gang“. Vier Jungs, die schon damals nur Blödsinn im Kopf hatten. Tanaka san ist 21 Jahre alt und hat gerade mit der Universität begonnen. Sein Feld ist die Biomedizin und er pendelt regelmäßig mit unzähligen Taschen bepackt zwischen der Uni und dem Dojo hin und her.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir ihn nächstes Jahr im Herbst 2017, beim kommenden „All Japanese tournament“ im SOGO RANDORI weit vorne sehen werden.
SOGO RANDORI
Dieser Wettkampf mit dem Handkantenschutz ist eine Besonderheit unserer Schule und einzigartig.
Geschlagen wird mit nur einer Hand, die andere dient zur Verteidigung.
Alle Techniken sind erlaubt, sofern der Eingang in diese gelingt.
Beide Teilnehmer sind Angreifer und Verteidiger zugleich. Ein Kampf dauert 3 Minuten.
Wie Sie sehen wird kraftvoll zugeschlagen, da ein Treffer genauso gilt, wie eine Technik.
2 Punkte führen zum Sieg. Wird eine Technik so ausgeführt, dass der Fallende beide Füße vom Boden heben muss, ist der Kampf sofort beendet.
Auch Bodentechniken kommen zu Einsatz. Wird der Gegner länger als 30 Sekunden am Boden fixiert, ist der Kampf ebenfalls sofort vorbei.
Der heurige Sieger Wataru Kikuchi san ist nun zweimaliger Gewinner dieses Turniers. Es ist 22 Jahre alt und trainiert seit seinen Kindertagen bei meinem Meister Toyoshima. Ich lernte ihn vor elf Jahren kennen, als ein kleiner Stöpsel beim Kindertraining versuchte mich mit eben genau diesem Handschuh abzuschießen.
Kikuchi san spricht nebenbei hervorragend Deutsch.
JUKEMPO RANDORI
Die höchste und letzte Stufe des waffenlosen Wettkampfes. Alles ist erlaubt. Alle Hände und Beine und Techniken werden versucht.
Als Schutz dient einzig und allein ein kleiner Polster am Rist und vor den Fäusten.
Das Punktesystem gleicht dem SOGO RANDORI.
Zu diesem Wettkampf ist der Schüler erst ab dem 3.DAN (3.GRAD) in entweder Aikinojutsu oder Jukempo zugelassen.
Alle vier Arten des Wettkampfes bilden ein abgeschlossenes Ganzes.
In der KATA lernt der Schüler gefahrlos Abläufe und Strategien.
Im TORI WAZA RANDORI nimmt der Schüler diese Erfahrungen mit und übt sich erstmals in einer sicheren Art des Wettkampfes. Der Geist muss sich zuerst an diesen Stress gewöhnen.
Danach im SOGO RANDORI geht es ans Eingemachte. Vorteil ist, dass nur eine Hand angreifen kann.
Ab jetzt beginnt der Schüler auszuprobieren, sein Wissen aus den vorherigen beiden Disziplinen in der Realität anzuwenden.
Im JUKMEPO RANDORI ist Schluss mit lustig. Ab jetzt zählt das Können. Jeder Körperteil wird als Waffe gebraucht und Fehler kosten Punkte.
Da JUKEMPO so schnell ist, gibt es keinen Platz mehr für großartiges Nachdenken. Wer nur verteidigt verliert genauso, wie jemand der nur angreifen kann. Die Mischung aus Vorwärts und Rückwärts und die Anwendung von Strategie werden perfektioniert.
Sie sehen als Zuschauer vielleicht nicht alle Aspekte, aber wenn sich Zwei, wie bei den Finalisten gegenüber stehen, dann passiert enorm viel, obwohl nicht viel zu sehen ist.
Ein kleiner Tipp. Schauen Sie sich an wie Nishimura sensei, der spätere Gewinner, immer wieder versucht eine gegenteilige Stellung zu erreichen. Das heißt, wenn der Gegner den rechten Fuß vorne hat, versucht er den linken vorne zu haben.
Das öffnet die rechte Körperseite und bringt die linke Hand des Gegner aus dem Spiel, da ein Schlag von links viel zu lange dauern würde.
Nur, der Gegner könnte sich ja auch absichtlich auf diese Stellung einlassen, weil er etwas anderes vorhat und genau möchte, dass Nishimura auf diese Art angreift. Was dann?
Nishimura sensei und mich verbinden einige Kämpfe und viele Stunden Training in Japan. Er hat schon sehr oft das JUKEMPO RANDORI SHIAI, den Wettkampf beim Turnier gewonnen und hält den 5.DAN in Jukempo. Nishimura sensei ist wie ich 45 Jahre alt und trainiert wie ich seit mehr als 25 Jahren bei meinem Meister Toyoshima. Er hat einen Sohn und Zwillingsmädchen, die uns bei den Besuchen in Japan im Dojo mächtig auf Trab halten.
Was nicht zu vergessen ist, all diese Arten des Wettkampfes sind wichtige Stufen in der Vorbereitung zum eigentlichen Kampf in unserer Schule, und das ist der Kampf mit Waffen.
Sowohl Stock als auch Schwert bilden das zu erreichende Ziel.
Denn bei dieser Art des Wettkampfes, sind neben Schlägen mit der Waffe natürlich alle Techniken und Würfe erlaubt. Da wird es dann richtig schnell und spannend.
Aber das ist eine andere Geschichte.
Zum Wettkampf sei allgemein gesagt, dass ich Sie behutsam dorthin führe. Ich habe in meinem Dojo noch kein Turnier veranstaltet, weil eben die Schüler noch nicht so weit sind. Aber mit Sicherheit werden wir eines machen. Denn es liegt in meiner Verantwortung Sie heil und unverletzt aus dem Turnier zu bringen. WENN wir dann einmal damit begonnen haben, dann gibt es für uns kein zurück mehr und dann messen wir uns auch mit Japan.
Niemand wird zu einem Wettkampf gezwungen und niemand begeht einen Fehler nicht an einem Turnier teilzunehmen.