… über den Starken

Öffnungstag im Budo Institut

Jüngst las ich eine Statistik, die besagt, dass mehr als 70% der EU Bürger eine starke Führungspersönlichkeit wollen.

Auch im privaten Bereich wird seit neuestens öfters darüber diskutiert, dass irgendjemand dem Trump, dem Putin und dem Erdogan Einhalt gebieten muss, ansonsten unsere Gesellschaften Gefahr ausgesetzt seien.

Auf meine Frage, wer denn diese Person sein sollte, kommt keine Antwort.

Füge ich dann noch hinzu, dass es nur eine Möglichkeit gäbe, diese Herren in Schach zu halten, nämlich nur dann, wenn diese Person mit mit noch mehr  Machtfülle ausgestattet wäre, wodurch diese sich nicht mehr von den anderen unterscheiden würde, spätestens dann bricht das große Schweigen aus.

Wir sind also in einer scheinbaren Zwickmühle.
Wir in Europa noch mehr als der Rest der Welt, da wir ja mit „Führern“ eine besonders grausame und schreckliche Erfahrung teilen.

Weswegen wir in Europa nach dem zweiten Weltkrieg entschieden haben, es nie wieder dazu kommen zu lassen. Wir haben Rechts- Staats- und Gesellschaftssysteme ersonnen, die möglichst Verhindern sollen, dass jemals wieder ein Diktator an die Macht kommt.

Es ist unser Beitrag an der Weltgeschichte ein System wie die EU, wie Europa geschaffen zu haben. Noch nie haben so viele Länder in friedlicher Koexistenz existiert.
Wir leben in den friedlichsten Zeiten, die es jemals gab.
Wir leben in den stabilsten Gesellschaften aller Zeiten.
Wir leben in den reichsten Gesellschaften aller Zeiten und wie Andre Heller in seiner Rede sagte :“Wir haben den Geburtsjackpot geknackt“.

Was ist also unser Problem?
Unser Problem ist ein rein Emotionales.

Systeme werden auserkoren um ausgenutzt zu werden.
Das ist deren Existenzberechtigung!

Wer nicht einsehen kann, dass ein System ausschließlich dazu dient, hat es nicht verstanden. Unsere Systeme der Gesellschaft sind auf Konsum und Verbrauch aufgebaut. Ja unsere ganze Wirtschaft baut auf Ausnutzen auf.
Wir wissen aus der Psychologie auch, dass Gewohnheit nach einiger Zeit in einen emotionalen Anspruch mündet. Wir sind tatsächlich nach einiger Zeit des Benützens der Meinung, es stünde uns der Nutzen zu.
Mit dieser Einstellung gehen wir an alles Neue heran.

Unser System der freien Meinung, des freien Gebrauchs, der freien Wahl und der freien Entfaltung hat noch nie vor einem Diktator stehen müssen.
Hier liegt unser Problem. Emotional wissen wir nicht wie es gehen könnte.
Wir fühlen, dass es hier ein Ende unserer Möglichkeiten gibt.
Wir wollen keine Zuseher sein, müssen aber anerkennen ohne Einfluss zu sein.

Das macht uns Angst. Das macht jedem Angst.
Das System der europäischen Demokratie ist inkompatibel mit jeglicher Diktatur. Es gibt keinen gemeinsamen Konsens, es gibt keinen Weg sich anzugleichen, ohne sich selbst aufzugeben.
Das wissen wir instinktiv und haben es auch in letzter Zeit politisch mitbekommen.

Der Mensch tendiert in der Suche nach Lösungen, ebenfalls in der Psychologie nachgewiesen, reziprok zu denken. Nach hinten schauend.
Was hat schon einmal in einer ähnlichen Situation funktioniert? Und das ist menschlich NORMAL! Es ist prinzipiell kein Fehler  so an Lösungsorientierung heranzugehen.

Jetzt ist es wohl klar, oder?
Was haben wir in unserer näheren Geschichte schon gehabt, was ähnlich war und vielleicht Einhalt gebieten kann?
Eben.

Machen wir es einfacher.
Ein System muss in seiner Gesamtheit verstanden und erlebt werden. Dazu sollte eigentlich unsere Ausbildung dienen.
Ich habe den Eindruck, dass unsere Lösungskompetenz dahingehen beeinträchtigt ist, da beinahe niemand mehr die Gesamtheit unserer Gesellschaftssysteme durchschaut.
Wir, die wir so auf Einzigartigkeit unser Leben aufbauen wollen, brauchen jetzt Zusammenhalt. Aber Zusammenhalt braucht Vertrauen und wir haben verlernt zu vertrauen. Stattdessen haben wir gelernt zu fordern. Ansprüche zu erheben, die es de facto gar nicht gibt.

Die Lösung unserer Zeit liegt in uns. In unserem System. In unserer Emotion.
Wir wissen doch, dass jemand der seine Zunft nicht ganz beherrscht, schnell ersetzt werden kann.
Warum schaut sich niemand an, worin die Fehler der einzelnen Herren liegen?
Ein Diktator beherrscht Politik nicht, er dreht sie sich nach seiner Vorstellung. Er ist deswegen ein Diktator, weil er auf die Bedürfnisse seiner Mitmenschen eben KEINE Rücksicht nimmt. DAS ist sein größter Fehler.
Aber niemandem gelingt es daraus eine Vorteil zu generieren.

Diktatoren sind einsame Menschen. Zerfressen vom Misstrauen.

Die Diskussion, die momentan in Europa vorherrscht. Egal ob Migration, Diktator oder rechtslastige Politik an sich dreht sich auf Metaebene um möglichen Verlust. Verlust an Ansprüchen.

Einst traf ich zufällig einen alten Freund. Wir hatten uns schon sehr lange nicht mehr gesehen und auf die Frage wie es ihm ginge, kam automatisiert die Antwort :“ Schlecht, viel Arbeit kein Lohn“. (Für alle, die nicht so ganz mit der Wiener Seele vertraut sind, dass ist eine Standardfloskel 😉 )

Der Grund warum alles so negativ sei, kam im Gespräch heraus, ist der, dass er früher selbstständig im Außendienst seine Zeit einteilen konnte und somit der Regel unterlag, je schneller gearbeitet desto früher fertig und daheim. Das ganze mit dem Gehalt einer Vollzeit versehen.
Jetzt ist die Firma verkauft worden und die Mitarbeiter müssen eben ihre vertraglich vereinbarte Zeit arbeiten und die Usance ist damit aufgehoben, als dass der nächste Kunde via Informationssystem eingeteilt wird.
Klassisch Anspruch aus Möglichkeit, der de facto nicht existiert.

Wir ticken so und das muss man akzeptieren.

Jetzt gibt es seit Neuesten auch die „Menschen-Versteher-Diktatoren“
Also die andere Seite der Medaille.
Der erhobene Zeigefinger, sich selbst als moralische Instanz hinstellend und ständig erklärend, „Wer nicht meiner Meinung ist, ist ein schlechter, radikaler Mensch, dem die anderen nicht am Herzen liegen.“

Die geistige Elite geifert mit epischer Kritik, die intellektuell schwer fassbar ist. Schreibt in geschichtlichem Kontext, der weit über das Ziel hinausschießt und versucht PERMANENT ein schlechtes Gewissen einzureden.
Jüngst eine Gegenüberstellung des europäischen Kolonialismus und dessen Opferzahlen gleich des heutigen Migrationsproblems mit dem Succus, die Rechnung der Menschenleben von vor hunderten Jahren wurden bis heute nicht bezahlt, weswegen wir uns nicht wundern dürfen.

Gehts noch? Besser kann man einen diktatorischen Gedankenansatz nicht mehr offenbaren. Wofür soll ich mich bitte schämen, was vor 100ten Jahren passiert ist? Ich lebe nicht in einer Generationengeneralschuld.
Aber so funktioniert es. Schauen wir doch in die Geschichte. Hat nicht jeder Diktator versucht sich geschichtlich zu legitimieren, um daraus einen Benefit für die Zukunft zu generieren. Wurde da nicht von alter Schuld, von Fehlern der Vergangenheit geredet? Wurde nicht immer die Moral von damals als Negativbeispiel für einen gewünschten Paradigmenwechsel verwendet?
Eben.

Hier wird genau nach demselben Muster gearbeitet, welches diese Menschen an den „Diktatoren“ kritisieren.

Als Konsument hast du jetzt die Wahl!
Genau jetzt, ab diesem Moment wird immer der einfachere Weg gewählt.
Das muss doch schön langsam klar sein. So tickt der Mensch.
Das Einfache wird genommen. Zahlreiche Studien haben mittlerweile nachgewiesen, dass Menschen im Supermarkt mit dem Angebot überfordert sind und sich wünschen einfacher wählen zu können.

Es kann nicht sein, dass die einzige Wahlmöglichkeit die gleiche Medaille nur von jeweils einer anderen Seite ist.
Es kann nicht sein, dass „Wahrheit“ so verschieden ist.
Das ist sie nämlich nicht.

Lösung? Einfach.
LERNEN. VERBINDEN. VERTRAUEN.
Die heutige moderne Gesellschaft zeichnet sich durch Interaktion aus, durch Verbindungen, die früher nicht möglich gewesen wären.
Wir sind mit der ganzen Welt in Echtzeit verbunden. Wir müssen lernen mit dieser Fähigkeit umzugehen.
Wir haben uns vor noch 20 Jahren überhaupt nicht dafür interessiert, was in China passiert ist. Uns war Südamerika komplett egal und Skandinavien war außer kalt reichlich uninteressant. In der Schule vor 40 Jahren lernten wir ausschließlich UNS.
Heute lernen wir ALLE.
Das dauert. Mein Sohn wächst in einer Zeit auf, deren einzige Kriegsgefahr, der Terrorismus ist. Er hat Zugang zum Wissen der gesamten Welt und wird lernen, diese zu nützen. Wir, Erwachsenen, laufen hinter her.
Und wer hinter her läuft, kommt aus der Vergangenheit.
Und ist noch nicht hier angekommen.

Wissen Sie, was mich am meisten stört, und damit muss ich auch jeden Tag kämpfen?
All die „Weisen“, all die „Gescheiten“ , all diejenigen, die den Tot des Abendlandes sehen, all die, die mir weiß machen wollen, ich sei ein schlechter Mensch, weil ich deren Meinungsberechtigung hinterfrage, euch allen sei gesagt.

Ihr wollt, dass ich euch VERTRAUE, während ihr NIEMANDEM vertraut.
Warum?

Ich vertraue meinem Sohn, seiner Generation und vertraue auf mich, daß ich es richtig mache.
Ich vertraue darauf, dass Menschen, Menschen mögen.
Ich vertraue darauf, dass Menschen keine Ideen mögen, die auf Misstrauen aufbauen.
In all euren geistigen und politischen und Reden, Schriften und sonst belehrenden Gedanken, zeigt ihr alle Misstrauen in den Menschen.

Bei mir funktioniert das nicht. Ich lasse mir von euch nicht unterstellen ohne Vertrauen zu sein.
Deswegen werdet ihr an mir abblitzen und deswegen wird es in meiner Welt keinen Diktator geben, keinen Kriegsherren und keine Atombombe.
Vertrauen ist, dass was uns zum Menschen macht.

Es ist eure Entscheidung der Flachbildschirme mehr zu vertrauen, als eurem eigenen Menschenverstand.
Vertrauen beginnt bei einem Selbst. Dann bei den Liebsten. Dann bei den Freunden. usw.
Vertrauen beginnt nicht auf Instagram und schon gar nicht auf Facebook.
Aber das war ja eh jedem klar, oder?

Der „Weise“, der „Intellektuelle“ wird jetzt sagen. „Naiv“.
Und wenn er es sagt, hat er eines offenbart.

MISSTRAUEN

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