Über die Sinnlosigkeit der Bekehrung

Sakura im Kitain Garten

Wir alle kennen das Gefühl, dass sich bei uns einschleicht, wenn jemand, den wir noch nie gesehen haben, plötzlich erklären will, wie wir unser Leben zu leben haben. Wir werden das ablehnen und den anderen reden lassen.

Jüngst las ich, die Philosophie und die Religionen wurden nur deswegen erfunden, um uns die Angst vor dem Tod zu nehmen.

Jeder „Weise“ stell das Leben als eine Abfolge von Negativbeispielen, Negativgehabe und negativen Handlungen dar, die, wenn nicht geändert, unabänderlich in den Abgrund führen. Wir sind verdammt zu sterben und sollten uns schon in jungen Jahren darauf vorbereiten.

Das ist ein Widerspruch.
Ich selbst praktiziere ZEN seit mehr als 25 Jahren. Und ja, ich habe den Weg beinahe beendet. ABER ich lebe nicht in der permanenten Vermeidung.
Wir sollen uns nicht fürchten, aber jeder schreibt von Karma, monkey minds und Idealen Fremder, die wir erfüllen sollen.

Die Errungenschaften der Neuzeit werden dabei vollkommen ausgeblendet, nämlich die Freiheit der Persönlichkeit, des Eigentums und der Rechtsprechung als auch der Friede, der um uns herrscht. Wir leben nicht mehr so, wie vor 3000 Jahren als ZEN gefunden wurde.
Wir leben auch nicht mehr so, wie vor 3000 Jahren in Tibet, als alle arm waren und daraus Ihren Buddhismus formten.
Wir sind weiter gegangen und die Tendenz der modernen Weisheitsträger will uns manchmal klar machen, daß wir uns der modernen Zeit entziehen sollen, um so zu leben wie vor 2000 Jahren.

Es geht nicht nur um Ethik und Moral, es geht vor allem und Persönlichkeit.
Was hat sich seit dem ich mit ZEN begonnen habe geändert?
ALLES
Ich könnte jetzt ZEN- manisch sagen, „Es ändert sich alles in jeder Sekunde.“
Oder Kungfu Panda zitieren (eigentlich Meister Oogway) „Yesterday is history, tomorrow is a mystery, today is a gift, therefore it is called present” .
Aber das ist nicht damit gemeint.

Vor 25 Jahren gab es kein Internet im heutigen Sinne. Keine Social Media. Es gab einen Anfang. Yahoo, Altavista haben gerade ihren Höhepunkt und wir mussten Webseiten noch mit html (0hne CSS) programmieren.
Vor 25 Jahren konnte eben genau nicht jeder seine Meinung zu allem öffentlich hinausblasen und sich nicht darum kümmern, was andere darüber dachten.

Die Rede und die Mitteilung fand noch in Briefen statt und das SMS was so teuer, dass es nicht benutzt wurde.
Einzig das Email war einführt und sorgte für einen gesellschaftlichen Wirbel, als dass wir nicht mehr zur Post oder zum FAX Gerät laufen mussten. In der Firma, in der ich damals arbeitete, wurde sogar ein Preis pro Email errechnet, um uns darauf aufmerksam zu machen, nicht wegen jedem Furz Eines zu schreiben.

Und dann sollte sich alles ändern.

Jeder konnte plötzlich seine Meinung, sein Befinden und seine Ablehnung öffentlich kundtun, ohne Repressalien befürchten zu müssen.
Jeder noch so große Idiot wurde mit jedem noch so großen Genie gleichgesetzt.
Es brach das Zeitalter der Gleichsetzung an.

Wir ernten heute die Früchte.
Gerade vorgestern sagte ein Schüler zu mir, 18 Jahre jung. „Wenn jemand etwas im Internet sagt und viele es glauben, dann muss es richtig sein.“
Das ist das Resultat der letzten 10 Jahre.
Es geht um richtig und nicht um wahr.
Natürlich ist diese Aussage grundfalsch. Natürlich ist etwas das falsch ist auch falsch, wenn es Millionen von Menschen glauben.
Die Wahrheit ist nun mal einzigartig. Es gibt immer nur eine Wahrheit.
Die Sonne ist heiß. Ende, das ist wahr.
Das Wasser ist nass. Ende, das ist wahr.
Belesene Intellektuelle werden jetzt mit Platon kontern und fragen. „Ist Wahrheit immer wahr?“
Und wieder sind wir am falschen Dampfer.

Ich glaube das war auch der Grund warum kein einziger Intellektueller, elitäres Genie begreifen konnte, wie bei uns ein Strache und in den USA ein Trump an die Macht kommen konnten.
Noch Wochen nach der Wahl herrschte in den Social Media blankes Unverständnis.
Es wurde auch tatsächlich geschrieben. „Nach all dem was offensichtlich falsch ist, verstehe ich nicht warum man diese Menschen wählen kann.“

Kann die verlorene Bodenhaftung und der Verlust der objektiven Wahrheit besser beschrieben werden?

Wir müssen uns mit der Wahrheit abfinden, dass nun mal so gewählt wurde.
Viele gehen heute ja sogar soweit die Begründungen einer Handlung als Wahrheit zu bezeichnen.
Daher kommt der Ausspruch, „Jeder lebt in seiner eigenen Wahrheit.“
Das ist falsch.
Es lebt nicht jeder in seiner eigenen Wahrheit.
Wir leben alle in derselben Wahrheit. Was uns unterscheidet ist die Interpretation derselben.
Und mit diesem Bild sollte es noch klarer sein, warum ein intellektuelles Genie einen Arbeiter aus Wien Favoriten nicht versteht.
Sie stehen beide auf gegenüber liegenden Ufern eines Flusses.
Der Fluss ist die Wahrheit.
Unsere gemeinsame Wahrheit.

Es ist wichtig, dass wir die Sinnlosigkeit der Bekehrung akzeptieren.
Wir können soviel wir wollen auf das andere Flussufer hinüberschreien, erstens wird man uns vielleicht nicht hören und zweitens ändert das ja nicht die Sicht des Gegenübers.
Und wenn er die Zahl 6 sieht kann ihm der andere soviel er will mitteilen es wäre eine 9.

Er SIEHT trotzdem eine 6 ! Warum soll er dem anderen Glauben?
Die Wahrheit sehen beide eben erst, wenn Sie in die Höhe aufsteigen.

So viele Menschen üben sich in Kampfsportarten, weniger in Kampfkünsten. Aber die Zahl derer, die etwas in der Art betreiben, ist enorm.
Es gibt alte und es gibt neue Arten, aus verschiedenen Ländern.
Der Supermarkt ist prall gefüllt und vermittelt damit unendliche Möglichkeiten.

Ganz viele Menschen gehen ihren Weg, investieren Zeit und Geld, Schweiß und Tränen, weil Sie an den „einen“ Weg glauben.  Sie wollen ein Ziel erreichen, welches es auch immer ist.
Gruppendynamik, Gefühl einer Gruppe anzugehören, die Möglichkeit seine Aggressionen abzubauen, sich auszupowern sind verlockend.

Warum soll so jemand seinen Weg ändern? Warum sollte jemand der fast eine Dekade in einem Verein investiert plötzlich den Weg aufgeben und einen Neuen beginnen?

Weil jemand anderer kommt, der sagt, „MEIN Weg ist der Bessere„?

Missverständnis, oder wie meine Frau sagt, Themenverfehlung!
Wir leben in der Relativierung der Wahrheit. Jeder kann zu allem eine Meinung haben und wird mit allen anderen Meinungen gleichgesetzt.
Es gibt in diesem Gedankenkonstrukt KEINE bessere Kampfkunst!
Das ist natürlich nicht wahr, aber wir leben in so einem Zeitalter.

Vielleicht sollten wir einen Donald Trump einfach als hausgemacht ansehen. Er repräsentiert die Klimax der heutigen Ignoranz, der Feigheit Position zu beziehen, der Faulheit seine Erkenntnisse zu erarbeiten. Die erste Welt steht vor dem Problem, dass niemand mehr seinen Weg erarbeitet, sondern eine Autobahn, die vorgebaut ist, versucht so angenehm wie möglich zu begehen.

Wenn ein Trump über Twitter die Welt regiert, dann braucht sich niemand aufregen, denn die Wahrheit ist, wir machen es alle genauso.

Dieser Artikel steht im Internet. Er repräsentiert meine Meinung. Niemand hat mich danach gefragt und dennoch möchte ich es in die Welt hinaus blasen.

Es macht keinen Sinn jemanden, der so ganz woanders steht, bekehren zu wollen.
Wir sind nun an der Grenze angelangt, in der die Gleichmacherei, der Wirtschaft und die Gleichmacherei der Politik an ihre Grenzen gestoßen ist.

Es ist vollkommen nachzuvollziehen, dass ein Wirtschaftsunternehmen nur EINEN Kunden kennt, und das ist derjenige, der MEIN Produkt kauft. Und von dem soll es so viele wie möglich geben.
Es gibt nur EINEN Facebook User. Das ist die Wahrheit.
Es gibt 5 Milliarden unterschiedliche Menschen, aber für Facebook sind alle gleich.
Auch für Youtube.

Das zu akzeptieren hilft vielleicht die persönliche Selbstüberschätzung in den Griff zu bekommen.
Heute bekomme ich durch den Facebook Algorithmus eine Seite vorgeschlagen.
Eine One-man show mit 5 Videos und einer selbsterfunden Kampfsportirgendwas mit angeblichen 130.567 Followern. Sein Youtube Channel, der im Facebookprofil verlinkt ist, hat …. 22 Abonnenten.
Die Wahrheit ist offensichtlich.
Es gilt diese zu akzeptieren.

Sind wir wieder dort angelangt, wo ich sagen sollte, vergesst euer Ego, und betrachtet die Welt außerhalb eures Schneckenhauses?
Nein, das macht keinen Sinn!!
Außer natürlich, jemand geht stetig und mit vollem Einsatz den Weg des ZEN, täglich für Jahrzehnte.

Aber da dies genauso wenig Menschen machen, wie noch vor 2000 Jahren ist die Antwort einfach „NEIN“.
Warum soll ich euch etwas über ZEN erklären, wenn ihr es nicht praktiziert?

Passt lieber darauf auf, dass ihr in einer Kommunikation so miteinander redet, dass ihr erkennt dass es eine 6 UND eine 9 ist.
REDET. Schreibt nicht. REDET. Und erkennt die Wahrheit, dass es eine Zahl ist. Nicht mehr und nicht weniger.

Ach, wie oft habe ich mich geärgert, wenn jemand meine Schule in den Dreck gezogen hat, in dem er (es waren meistens Männer) eine Übung, die ich gezeigt habe, auf seinen persönlichen Eindruck des „Funktionierens“ abgeklopft und kritisiert hat. In meinem naiven Erklärungsversuch musste ich dann meist feststellen, daß dieser jemand noch nie eine Tatami betreten hat.
Und die, die schon trainiert haben, kannten nicht das Lehrsystem meiner Schule.
Wieder waren wir von der Wahrheit weit entfernt.

Wir haben uns die Persönlichkeit und die Freiheit zu machen und zu sagen was wir wollen mit viel Blut und Tränen erkämpft. Einzigartigkeit ist das Markenzeichen, die Wahrheit, die uns dazu bringt, Meinungen zu publizieren.
Darauf sollten wir stolz sein.

Achten sollten wir auf den Kontext und auf die Wahl der Worte.

Und das wird das neue Zeitalter.

Seitdem das öffentliche Schimpfen und Anklagen anderer unter Strafe gestellt ist, muss jeder seine Art der Worte genau überdenken. Politiker müssen aufgrund eines Facebook Postings zurücktreten, werden aus Parteien geworfen. Wegen EINEM SATZ!

Wenn wir diese neue Art der Kommunikation gelernt haben, ist uns Fortschritt gelungen. Vom bloßen „Rauskotzen“ zur konkreten, überdachten Darstellung unserer Meinung, die niemanden anderen desavouiert.

Danach können wir gemeinsam die Wahrheit finden.
Die Wahrheit ist immer schon da.

Wir haben darauf keinen Einfluss.

Aber gemeinsam in Wort und Schrift, und in der körperlichen Arbeit, können wir diese Finden.

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