… Lyon

Lyon - die erste Malzeit

Dieses Mal wollte ich endlich meine Ente a la orange bekommen. Ich meine, ich bin mit einer Halbfranzösin verheiratet. Die andere Hälfte ist viertel Österreich und viertel Großbritannien. Klingt komisch, ist …

Der Schwiegervater war vierzig Jahre lang Lebensmittelverkäufer französischer Waren und ich habe noch nie urfranzösische Küche genossen. OK, fairer Weise muss man dazu sagen, dass es schon noch ankommt wohin man in Frankreich fährt, ist ja nicht so klein das Land. Aber dieses Mal ging es in den „Bauch Frankreichs“, wie man so schön sagt.


Am 25. Dezember um neun Uhr in der Früh bricht jetzt nicht gerade die Hektik am Flughafen in Lyon aus. Ein schöner weitläufiger Flughafen, ganz modern und vor allem ruhig. Nun, am Flieger gabs nichts sinnvolles, also gleich zum ersten Imbissstand, auf das obligate Croissant.
Ja, schon beginne ich mich aufzuregen. Warum? Warum bringen es die Bäcker in Wien nicht zusammen so ein Croissant hinzulegen? Immer das gleiche. Das ist ärgerlich, weil wir ja selbst so tolle Mehlspeisen haben, aber die Butter scheint aus unerfindlichen Gründen in Wien vorbei zu laufen. Wie dem auch sei.

Lyon entpuppt sich ziemlich schnell zu dem was es tatsächlich ist, aber fast niemand weiß. Die zweitgrößte Stadt Frankreichs. Vom Flughafen mit dem vollelektrischen unbemannten Transferzug, geht es direkt ins Zentrum. (Wir werden später lernen, es gibt drei davon)
Das Hotel, modern mit Pool im 6.Stock, ist leer, eh klar, 25. Dezember. Zu früh im Hotel, also jetzt mal zu Fuss auf eine Art zweites Frühstück.
Wie immer mit meiner Frau, ergehen wir uns den ersten Teil unserer Reise. Maps hilft ein wenig, aber das moderne Lyon ist übersichtlich und groß. Wir marschieren offensichtlich durch das muslimische Viertel, denn alle Geschäfte sind offen, Shischas werden auf der Straße geraucht und überall sind Bäcker und kleine 24Stunden Läden offen. Eine tolle Mischkulanz. Das macht Frankreich aus.

Lyon liegt an zwei Flüßen, der Rhone und der Saone. Besser gesagt lag. Oder wie es der Führer bei der Stadtführung sagte, die ich wirklich jedem empfehle, das Moderne liegt nur an einem Fluss, das alte auf einem Berg und das mittlere zwischen beiden Flüssen. Den Rest bitte hier nachlesen (zahlt sich wirklich aus) https://de.lyon-france.com/lyon-unesco-stadt wir sind ja des Essens wegen hier.

Nachdem wir endlich in die Altstadt gefunden haben war es zum Glück schon half zwölf, ich ein wenig „hangry“ ( angry weil hungry) war mir jetzt noch nicht klar, was an diesem Tag noch alles auf mich zukommen sollte.
Fangen wir also gemächlich an. „Schäe longsohm“, wie der Wiener sagt. Und hey, ich bin ja auch nicht auf der Nudelsuppen daher geschwommen, also wenn’s ums Essen geht, dann ist Wien ja auch nicht schlecht. Also mit der „grundpositiven“, wienerischen Einstellung UND auch schon sehr hungrig gingen wir in eine der ältesten Kirchen Lyons. Wie gesagt am 25. Dezember. Und schmeckts, singen die dort „Stille Nacht, Heilige Nacht“ auf Deutsch. Das letzte Mal habe ich das vor dreißig Jahren in der Augustiner Kirche im Ersten gehört. Nun damals warens die Sängerknaben, aber das hier war wirklich nett. Wie dem auch sei, es ist jetzt halb zwölf und gegenüber der Kirche ist ein kleines Restaurant, oder Bistro, wie man hier sagt. Das muss es jetzt sein, sonst explodiere ich. Frühschoppen quasi, nur halt in Lyon.

Eine salzige Crepes zum Aufwärmen

Das war dann schon ein mächtiges Ding, so auf nüchternen Magen, aber mit einem Ricard und ein bissal Rotwein ist das gar nicht schlecht gegangen. Und gut war es um halb zwölf dorthin gegangen zu sein. Denn um zwölf war die Messe aus und das Lokal quoll über.

Also raus und weiter in die Altstadt.

Weihnachten war noch in den Straßen sichtbar 😉

Nur, jetzt ergab sich ein Problem. Ein ernst zunehmendes. Die Läden sperren um drei zu und erst wieder um fünf auf. Dazwischen ist an Essen nicht zu denken. Ich gerade bis oben hin voll, und schon zwölf. Was machen?
Wie immer bin ich nicht der Erste auf der Welt, der dieses Problem hatte, die Franzosen haben auch dafür eine Lösung und die heißt „Ricard“ oder „Pastis„.

Wir gehen durch die Rue de Boef, der Name ist Programm, ein Lokal an dem anderen. Überall Menschen, wo gehen wir hin?
Ich meine ich habs ja gut, meine Frau parliert perfekt französisch, also gehen wir dorthin, wo kein Platz mehr frei ist. Denn wenn der Lyonese essen geht, muss ja was dran sein.
Also rein in unser erstes richtiges Restaurant, die heißen in Lyon „Bouchon“. Laut Reiseführer kommt der Name, der für Lyon ganz spezifisch ist, davon, dass in alter Zeit vor den Restaurants die Pferde mit Heu abgeschmirgelt wurden, diese nannte sich „Bouchonie“, während sich die Reiter in den Gasthäusern labten. Deswegen steht das Wort Bouchon vor jedem einheimischen Restaurant Namen.

Aufgepasst! In Frankreich ist es immer sinnvoll ein Menü zu bestellen. Dieses kann klein (zwei Gänge), mittel (drei) und groß (vier Gänge) sein. Diese Menüs sind immer eine Zusammenstellung aller a la carte Speisen und kommen in ihrer Gesamtheit IMMER billiger als die Speisen einzeln zu bestellen. Der Koch hat sich dabei was überlegt und stellt eine Abfolge vor. Hey und wer bin ich, der einem französischen Koch widerspricht.

Lyon - die erste Malzeit
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